Die Bauherrschaft unseres Projektes im Mattertal möchte viel Hand anlegen und mitentwickeln. So soll der Aussendämmputz nicht nur in Eigenleistung sondern auch nach eigens entwickeltem Rezept erstellt werden. Unser Auftraggeber ist Landschaftsgärtner und stellt selbst Pflanzenkohle her. Dementsprechend soll der Dämmputz mit einem Hauptanteil an Pflanzenkohle hergestellt werden, ein hochporöses Material mit hervorragenden Wärmedämmeigenschaften und ebensolcher Ökobilanz. Um realistische Bedingungen zu schaffen, wurde zuerst der bestehende Zementverputz an einer Testfläche enfernt und dann über mehrere Tage unterschiedliche Aufbauten mit verschiedener Zusammensetzung appliziert. Voraussichtlich wird es im kommenden Monat das erste mal Frost geben, so erhalten wir Informationen zur Trocknungsgeschwindigkeit und dem Verhalten bei Minustemperaturen. Ebenfalls gut sieht man, wie die Kohle den Verputz unterschiedlich grau einfärbt, je nach Mischverhältnis der Zuschläge. Im Sockelbereich haben wir bewusst auf Kohle verzichtet und stattdessen mit Perlit, einem mineralischen Material gearbeitet. Zudem enthält die Mischung substanzielle Anteile an Tuffsteingranulat und Ziegelmehl (daher die rote Farbe), was zusammen mit dem Bindemittel Kalkhydrat einen wasserfesten Verputz ergibt. Ein Muster mit Einbettmmörtel und Dämmputz der Firma Haga dient als Referenz- und Vergleichsfläche. Ansonsten wurde ausschliesslich mit Primärmaterialien gearbeitet, Kalkhydrat und Kalksteinmehl aus dem Glarnerland, Tuffstein, Ziegelmehl und hydraulischer Kalk aus dem Rheinland. Natürlich haben wir auch Kalk gelöscht, eine Stopfmörtelmischung mit Sand und Kies aus dem Bergsturzgebiet in Randa, die der Bauherr zu Übungszwecken im Keller verarbeitet. Die Muster lassen wir nun über den Winter trocknen und verfolgen ihr Verhalten und ihre Tauglichkeit für unser Vorhaben. Im nächsten Jahr erfolgt der Umbau und somit auch der Dämmputz, im Frühling 2020 wird dann der Fertigputz aufgetragen. Ein guter Zeitrahmen für Experimente…