AKTUELL

auf der Baustelle in Bugnei GR

Unsere Baustelle in Bugnei bei Sedrun im Bündner Oberland geht voran. Trotz ernsthaften Bemühungen mussten wir uns schlussendlich leider von unserem Teil des Anbaus trennen. Der aus zweit- und drittverwendetem Holz erstellte Blockbau war schlicht in zu schlechtem Zustand, um eine Instandstellung und den Ausbau zu rechtfertigen. Schon vor 25 Jahren musste an der Grenze zum Nachbarteil eine Stütz- und Stabilisierungskonstruktion eingeführt werden, die wir nun benutzten um unseren Teil abzutrennen und daran neu anzuschliessen. Der trapezförmige Grundriss in Zusammenspiel mit den örtlichen Baugesetzen führten erneut zu einer fallenden Traufe und einem windschiefen Dach, eine kleine Herausforderung für die ausführende Zimmerei sowie den Dachdecker. Ständerbau und Dach wurden dann auch komplett auf der Baustelle abgebunden und an den Bestand angepasst, der neue Schindelschirm wird im Herbst montiert. Im Moment arbeiten wir aber an den neuen Kalkböden in Anbau und Küche, von deren drei Schichten bereits zwei eingebracht sind. Auf einer kalkgebundenen Dämmschicht aus Hanfhäcksel wurde die Bodenheizung verlegt. Hanf ist ein hervorragender Feuchtespeicher und wurde deshalb häufig als Zuschlagsstoff in historischen Kalkputzen verwendet, wobei meistens in Stopf- oder Grundputzen da sich der hohe Gerbsäuregehalt des Hanfes bei freier Bewitterung in einer gelben Verfärbung niederschlägt. Eingebettet im hochalkalischen Kalk entsteht so aber ein natürliches Dämmmaterial mit insektiziden und fungiziden Eigenschaften, beachtlichem Feuchtespeicherpotenzial und somit eine ideale Unterlagschicht für unseren gestampften Kalkboden. Die Bodenheizungsrohre werden in eine armierte Grundschicht eingebettet, worauf die Nutzschicht aufgebracht wird. Sand und Kies wird lokal im Val Curnera in der Nähe vom Oberalppass abgebaut und hat eine ausgeprägt beige Eigenfarbe. Aus demselben Material werden wir die Innenputze erstellen, mit denen wir im Moment experimentieren. Die ersten Muster waren leider nicht erfolgreich, die starke Rissbildung machte eine Abmagerung des Mischungsverhältnisses von 1:3 nach 1:4 notwendig. Das Muster, welches wir mit Steinmehl vom lokalen Specksteinofenbauer abtönten (mittleres Muster im Bild) zeigte aber immernoch eine unakzeptable Rissbildung. Wir bleiben dran… Wer sich aber das Bild der Verputzmuster genauer anschaut (Kalkhydratputze auf einem trockengelöschten Grundputz), entdeckt Anzeichen eines oft unterschlagenen Potenzial des reinen Kalkes, seine optischen Qualitäten: Die klar ersichtlichen Farbschleier im Bild (hier explizit in der Nachbearbeitung NICHT entfernt), ein aus der Fotografie bekanntes Phänomen der chromatischen Aberration, entstehen normalerweise nur an den Rändern von Spitzlichtern, wenn man z.B. direkt in die Sonne oder stark reflektierende Metall- oder Glasteile fotografiert. In unserem Fall heisst dies aber nichts anderes als dass die gesammte Putzoberfläche Licht in unzähligen winzigen Spitzlichtern reflektiert, ein Umstand den unser Hirn imstande ist zu ignorieren, ein Kamerasensor jedoch abbildet. Es handelt sich ebenfalls um eine Eigenschaft die beim Zusetzen von Zement- oder Kunststoffvergütungen sofort verschwindet. Wens interessiert fotografiert ungestrichene, historische Fassaden im Schatten und vergleicht mit heutigen Putzen oder Beton.