Ursprünglich durch den verheerenden Dorfbrand von 1840 bis auf die Grundmauern zerstört, wurde das Haus in den darauffolgenden Jahren auf den Überresten des alten Gebäudes, jedoch mit neuem Grundriss wieder aufgebaut.
1996 brachten Grabarbeiten im Untergeschoss spannende Entdeckungen zutage: alte Mauern und Torbögen, die von einem früheren Bau zeugen. Dokumente aus der Sammlung schweizerischer Rechtsquellen erwähnen bereits 1410 einen Hof im Weiler Cadorcat, der möglicherweise von Vorfahren der heutigen Besitzerfamilie bewohnt
wurde. Über die lange Geschichte des Vorgängerbaus lässt sich also nur spekulieren – doch die Spuren sind beeindruckend.
Der heutige Blockbau wurde, typisch für die Bündner Strickbauten, als vertikal geteiltes Zweifamilienhaus errichtet. Eingang und Erschließung wurden gemeinsam genutzt,
während im Erdgeschoss jede Familie ihre eigene Küche und Stube hatte. Die Schlafkammern befanden sich im Obergeschoss, und die kalten Kammern unter dem Dach waren den Knechten oder den jungen Erwachsenen vorbehalten.
Als wir den Umbau projektieren durften, war nur die westliche Haushälfte bewohnt, während die östliche Seite schon seit Jahren leer stand. Die Zielsetzung war klar: Die Ostseite sollte das Zuhause des Besitzers und seiner Partnerin erweitern und mit
modernem Komfort ausstatten und den Charme des alten Hauses wieder hervorholen.
Das Haus erhielt eine neue Heizung, eine moderne Küche, neue Nasszellen und eine frisch getäferte Stube. Räume wurden wärmegedämmt, Dachzimmer ausgebaut und das Dach in einer späteren Etappe erneuert.
Die neue Stube wurde mit einem Boden aus massiven Lärchenriemen ausgestattet, der für eine warme und natürliche Atmosphäre sorgt. Für die Wärmedämmung wurde Schafwolle verwendet, insbesondere weil diese zu einem außerordentlich angenehmen Raumklima beiträgt, möglicherweise aber auch, weil der Bauherr selbst Schafe hält und ihm die Vorteile dieses Naturprodukts aus persönlicher Erfahrung bekannt sind.
Die vorhandenen Fenster aus den 1950er-Jahren wurden behutsam modernisiert, indem sie mit Isolierglas versehen wurden. Dadurch erfüllen sie heutige Anforderungen und werden im Sinne der nachhaltigen Verwendung von Baumaterialien für einen weiteren Lebenszyklus ertüchtigt.
Das neue Stubentäfer mit einer traditionellen Krallen-Profilierung wurde in der Werkstatt von hûs mithilfe historischer Profilhobel hergestellt und glänzend in Ölfarbe lackiert.
Die neue Küche hat dickfurnierte Fronten mit einer handgehobelten Oberfläche, welche unter der weissen Lackierung im Streiflicht sichtbar wird.
Die neuen Nasszellen setzen farbliche Akzente: Sie wurden mit Naturofloor gestaltet, einem kräftigen Dunkelblau und einem zarten Grün, das an verschiedenen Stellen des Hauses wieder aufgenommen wird. Die neuen Zwischenböden aus massiven Blockbohlen sind von unten sichtbar und dienen oben gleichzeitig als Gehbelag.
Auch die Fassade des Hauses wurde sorgfältig aufgefrischt. Neue Fensterläden in einem zarten Grünton, die frisch gestrichenen verzierten Fenstergewände und Fenster lassen das Haus wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Im historischen Kontext hatte der Glanz von Farben eine besondere Bedeutung: Je glänzender die Oberfläche, desto hochwertiger wurde sie wahrgenommen. Dies lag daran, dass der hohe Glanzgrad direkt mit einem hohen Anteil an Öl in der Farbe korrespondierte. Das Öl machte die Farben nicht nur haltbarer, sondern war auch ein Zeichen für Qualität und Wohlstand.
Besonders typisch für barocke Holzbauten wurden die Fenstergewände weiß gestrichen, um möglichst viel Licht in die Räume zu reflektieren. Dieser historische Ansatz wurde bewusst aufgegriffen, um die traditionsreiche Ausstrahlung der Fassade zu bewahren.
Ergänzt wird die Renovierung durch eine neue Laube, die dazu einlädt, die Morgensonne zu genießen und das Panorama der Umgebung zu bewundern.
Im Alltag nutzen die Besitzer die neue Küche, doch wenn die reiche Ernte des üppigen Hausgartens verarbeitet wird – Konfitüre gekocht oder Zucchetti eingemacht – kommt
die alte Küche aus den siebziger Jahren zum Einsatz.
In diesem Zusammenspiel aus Alt und Neu wird die Entwicklung über die Zeit spürbar und kann ganz selbstverständlich erlebt und gelebt werden. So wird die lange Geschichte des Hauses um ein weiteres Kapitel erweitert.
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